
10.04.2025
12 Punkte-Plan:
Kein Nachwuchs – keine Zukunft
der Bundespolizei!
Die Gewerkschaft der Polizei – Bezirk Bundespolizei | Zoll ist besorgt über die sinkende Zahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber und das daraus folgende Nichterfüllen der Einstellungsziele seit dem Jahr 2023.
Sie ist weiterhin beunruhigt über die hohe Ausfallquote innerhalb der Laufbahnausbildung und alarmiert wegen der hohen Zahl der Kündigungen während und nach der Ausbildung. Aus diesem Grund hat sie die folgenden zwölf Forderungen für ein Umsteuern bei der Nachwuchsgewinnung, Laufbahnausbildung und Erstverwendung formuliert.
Die GdP fordert: Jetzt Umsteuern bei der Laufbahnausbildung
01 Weniger ist mehr!
Die GdP fordert Qualität vor Quantität. Die für eine Polizeiausbildung erforderlichen Anforderungen dürfen nicht weiter zugunsten der Erfüllung von Einstellungszahlen abgesenkt werden. Nur so kann unter anderem auch der überhohen Durchfallquote bei den ersten Prüfungen und einer frühzeitigen Beendigung des Beamtenverhältnisses entgegengewirkt werden.
02 Geiz ist nicht geil!
- Ein neues regionales Verbundsystem unter Führung der Bundespolizeiakademie ist zu entwickeln.
- Bundespolizeiabteilungen sind in dieses Netzwerk zu integrieren.
- Das Anforderungsprofil ist anzupassen.
- Junge Kolleginnen und Kollegen gehören zwingend ins Werber-Team.
- Die Auswahlverfahren sind ebenfalls neu zu konzipieren.
Die Anzahl der eingerichteten Dienstposten für die Einstellungsberatung ist besorgniserregend. Auch die vielen zusätzlichen Abordnungen der Bundespolizeidirektionen zur Bundespolizeiakademie decken nicht den erforderlichen Bedarf an benötigten Einstellungsberaterinnen und -beratern. Wir fordern 200 zusätzliche Einstellungsberatende mit etatisierten Dienstposten, welche die notwendige Verzahnung zwischen Bundespolizeiakademie und Einsatzdirektionen sicherstellen. Wir fordern den Besuch aller Schulen in Deutschland, Berufsmessen, Sportveranstaltungen etc. analog Bundeswehr und Zoll. Darüber hinaus ist in entsprechende Technik zu investieren. Geeignete Kraftfahrzeuge (wie Werbe-Trucks), persönliche Ausstattung, die Betreuung aller sozialen Kanäle, bis hin zum flächendeckenden Einsatz der Virtuellen Realität (Virtual Reality, VR) gehören zur Grundausstattung der Einstellungsberatung.
03 Die Richtigen suchen und finden!
Die GdP fordert eine Revision der Auswahlverfahren. Kognitive Fähigkeiten, Sozialverhalten, ehrenamtliches Engagement, politisches Interesse und Persönlichkeitsstruktur müssen ein stärkeres Gewicht erhalten. Dem bestandenen Auswahlverfahren muss die sofortige Einstellungszusage mit konkretem Zieldienstposten nach der Ausbildung folgen.
04 Regional ist phänomenal!
Die GdP fordert, die Auswahlverfahren zentral durchzuführen, die Einstellung aber – wie beim Zoll – (wieder) den Bedarfsbehörden (Bundespolizeidirektionen) zu übertragen, die Zieldienstposten zur Einstellung zuzusichern und vor Ort die Praktika zu absolvieren. Die Ausbildung muss wieder in den Regionen erfolgen. Damit haben die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen vor Beginn der Ausbildung/des Studiums die Sicherheit, wo ihre Erstverwendung stattfinden wird. Die Behörden in der Bundespolizei sind folglich bei der Werbung, Praktikagestaltung und Anschlussverwendung höchst motiviert, ihre zukünftige Mitarbeiterschaft zu unterstützen.
05 Fit machen für die Ausbildung!
Die GdP fordert die Etablierung eines Bildungskolleg-Systems, in dem Bewerberinnen und Bewerber, die aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit zur Einstellung geeignet erscheinen, denen jedoch noch bestimmte Voraussetzungen für die Ausbildungsreife fehlen, diese erlernen bzw. nachholen zu können. In der Vergangenheit waren die Fachschulen im Bundesgrenzschutz im mPVD und die Verlängerung der Ausbildung um ein halbes Jahr auf drei Jahre für diesen Personenkreis ein zielführender Weg, um die notwendigen Einstellungsziele zu erreichen.
06 Lernen, was man wirklich braucht!
Die GdP fordert, allen Kolleginnen und Kollegen aus den Jahrgängen der Masseneinstellung zusätzliche Fortbildungsmaßnahmen zur Komplettierung des beruflichen Qualifizierungsstands anzubieten.
07 Lernen, wie es die Zeit gebietet!
Die GdP fordert große Investitionen in die maroden Liegenschaften der Bundespolizeiakademie. Im Jahr 2030 werden 50 Prozent der Liegenschaften als abgängig zu betrachten sein. Die Modernisierung der Standorte ist voranzutreiben, der Renovierungsstau zeitnah abzubauen. Die Ausbildung ist modern und kreativ zu gestalten. Lernen wie in den 1980ern, ohne WLAN und digitale Endgeräte, ist nicht zeitgemäß und schreckt junge Menschen ab, zur Bundespolizei zu gehen oder dort zu bleiben. Wir fordern eine massive Ausweitung des Angebots an E-Learning für Aufstiegsausbildungen.
08 Einer von uns beiden muss nun gehen?!
Die GdP fordert angesichts der hohen Ausfallquote innerhalb der Ausbildung und der hohen Kündigungszahlen in und nach der Ausbildung eine externe und tiefgreifende Befragung einschließlich Analyse der Kündigungsgründe von Anwärterinnen und Anwärtern. Nur ein selbstkritischer Umgang mit diesem Thema kann zu einer Verbesserung führen.
09 Lehrpersonal unterstützen!
Das Lehrpersonal ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Soziale Kompetenz, die Eignung und Neigung auszubilden sowie Erfahrung sind in den Anforderungsprofilen dieser Dienstposten zu etablieren. Für die Weiterentwicklung der Fortbildung der Ausbilderinnen und Ausbilder sind entsprechende Schnittstellen zum Einsatzbereich zu öffnen. Die Abordnungen aus den Operativdienststellen müssen prioritär und so schnell wie möglich zugunsten qualifizierten Ausbildungspersonals beendet werden.
10 Rahmenpersonal stärken!
Die Arbeit der Verwaltungsbeamtinnen und -beamten und der Tarifbeschäftigten bedarf mehr Anerkennung. Laut aktuellem Fachkräftemonitoring sind 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr zu besetzen als Arbeitskräfte verfügbar sein werden. Die Bundespolizei muss deshalb ein attraktiverer Arbeitgeber werden. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen fortgebildet, gefördert und besser eingruppiert werden. Die Dienstposten der Verwaltungsbeamtinnen und Verwaltungsbeamten bedürfen einer Überprüfung hinsichtlich der Dienstpostenattraktivität. Die Bundespolizei muss wieder mehr Tarifbeschäftigte selbst ausbilden und übernehmen.
11 Operativ ist Superlativ!
Die GdP fordert, dass Laufbahnabsolventinnen und -absolventen ausschließlich in operativen Funktionen als Erstverwendung starten. Stabs- und Lehrverwendungen sind unzulässig. Als Übergang von einer bundesweiten Wiedereinstellung nach der Laufbahnausbildung hin zur regionalen Einstellung in den Behörden der Bundespolizei muss ein absolut transparentes und softwareunterstütztes Verteilungssystem etabliert werden. Soziale Belange, Regionalität und die in der Ausbildung/im Studium erbrachten Leistungen müssen die Chance auf eine heimatnahe Erstverwendung erhöhen. Sie bilden den Weg in eine persönliche Zukunft bei der Bundespolizei. Unsere Kolleginnen und Kollegen müssen sich das Wohnen am Arbeits-/Einsatzort leisten können. Es muss für Hochpreisregionen ein Kaufkraftausgleich gezahlt werden, um die Attraktivität weiter zu steigern.
12 Fortbildung ist kein Luxus!
Fortbildung fördert die persönliche und berufliche Entwicklung, indem sie es den Teilnehmenden ermöglicht, ihre Kenntnisse zu vertiefen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Dies trägt zur Steigerung des Selbstbewusstseins und der beruflichen Zufriedenheit bei. Die Fortbildung in der Bundespolizei ist unter der Fachverantwortung der Bundespolizeiakademie neu zu gestalten. In einem regionalen Verbund sollten die Aus- und Fortbildungszentren mit den Einsatzdirektionen und den Bereitschaftspolizeiabteilungen ein Netzwerk aufbauen. Die gemachten Erfahrungen/Zuständigkeitszuschnitte aus den Jahren der Alt-Präsidien vor der Neuorganisation der Bundespolizei im Jahr 2008 können dabei als Anhalt gelten. Auch hier ist endlich massiv in Trainingsstätten, Fortbildungspersonal und Material zu investieren.